HLA-System

HLA-System
HLA-System
 
[HLA, Abkürzung für englisch human lymphocyte antigen], Histokompatibilitäts|antigen-System, System von Oberflächenantigenen des Menschen, die durch mehrere eng gekoppelte Gene auf Chromosom 6 vererbt werden. Sie werden zusammen als MHC (englische Abkürzung für major histocompatibility complex, »Haupthistokompatibilitätskomplex«) bezeichnet. Diese Gene sind gemeinsam dadurch definiert, dass sie die am schwierigsten zu überwindende Barriere gegen eine Transplantation von Gewebe oder Knochenmark darstellen. Für jeden Genort (Locus) existieren multiple Allele; diese bedingen in der Bevölkerung einen ausgeprägten Polymorphismus mit weit über einer Mio. möglicher Merkmalskombinationen.
 
Der MHC umfasst zwei Gruppen von jeweils mehr als 15 Genen für zwei Klassen von Antigenen. Für die Antigene der Klasse I sind die wichtigsten die Genloci HLA-A, -B und -C, für die Antigene der Klasse II die aus mehreren Genloci bestehenden Subregionen HLA-DR, -DP und -DQ.
 
Die HLA-Antigene (Histokompatibilitätsantigene) der Klasse I kommen auf allen kernhaltigen Zellen vor, HLA-Antigene der Klasse II v. a. auf Zellen des Immunsystems (Lymphozyten, Makrophagen). Sie bestehen aus jeweils zwei Eiweißketten, die eine »Tasche« zur Aufnahme von Peptiden bilden. HLA-Antigene besitzen eine zentrale Funktion für das Immunsystem: Mit aufbereiteten (prozessierten) Antigenen bilden sie Komplexe, die auf der Oberfläche von Zellen präsentiert und nur in dieser Form von T-Lymphozyten erkannt werden. Die HLA-Antigene vermitteln auf diese Weise die genetische Regulation von Immunreaktionen, z. B. Allergie. Sie bedingen auch die immunologische Selbstdefinition eines Organismus, die Toleranz des eigenen und die Abstoßung fremden Gewebes. Bei Organ- (Niere, Herz, Leber) oder Knochenmarktransplantation wird daher eine weitgehende Übereinstimmung des HLA-Systems angestrebt. Die HLA-Merkmale von Empfänger und Spender werden durch Antikörper gegen HLA-Antigene oder zunehmend durch molekularbiologische Erfassung der MHC-Gene bestimmt.
 
HLA-Merkmale spielen eine wichtige Rolle bei der Empfänglichkeit für eine große Anzahl von Erkrankungen, an deren Entstehung Immunreaktionen beteiligt sind. HLA-Allele, die gehäuft bei bestimmten Krankheiten auftreten, sind z. B. HLA-B27 bei der Bechterew-Krankheit oder HLA-DR3 und -DR4 bei jugendlichem Diabetes mellitus. Daneben sind die HLA-Merkmale bei Vaterschaftsgutachten von größtem Nutzen: Die durchschnittliche Ausschlusschance in diesem System ist mit mehr als 95 % genauso groß wie die aller übrigen Blutgruppensysteme zusammengenommen.

Universal-Lexikon. 2012.

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